In der Landwirtschaft heißt die Ackerflur Produktionsfläche. Hier werden Nahrungsmittel, aber auch Futtermittel für die Fleischproduktion und Energiepflanzen für Biogasanlagen und Biosprit produziert. Dabei führt Rationalisierung und Gewinnmaximierung dazu, dass die Anbauflächen immer größer und eintöniger werden, denn das Ziel ist eine Bearbeitung mit möglichst großen und vielfältig automatisierten Landmaschinen. Wer schon einmal die öffentlich zugängige Ausstellungshalle von John Deere in Mannheim besichtigt hat, weiß, dass GPS-gesteuerte Riesenmaschinen, die ohne einen Menschen an Bord Tag und Nacht über gigantische Monokulturfelder fahren, keine futuristischen Phantasien sind.
Doch diese Art der Landwirtschaft hat unberechenbare aber schon jetzt spürbare bedrohliche Nebenwirkungen: der Verlust der Artenvielfalt, die Verödung des Bodens durch Humusverlust , die allmähliche Austrocknung und das Absinken des Grundwassers, ein abnehmender Mineral- und Vitalstoffgehalt der Lebensmittel, eine Zunahme an Chemikalien im Boden, im Wasser, im Essen, in uns. Auch der Klimawandel wird zu einem großen Teil durch die agroindustrielle Landwirtschaft vorangetrieben.
Die lokale Geographie und mehr noch die Besitzverhältnisse in der Wiesenbacher Ackerflur hat bisher eine derartige rein agroindustriell ausgerichtete Landwirtschaft nicht zugelassen. Im von Flurbereinigungen heimgesuchten Kraichgau sieht dies anders aus. Zwar zeigen sich auch in Wiesenbach Probleme moderner Landwirtschaft, doch können Werte, die das Wohl aller Bürger betreffen, durch eine entsprechende Planung direkt vor Ort berücksichtigt werden.
So sollen Maßnahmen in der Gestaltung der Ackerflur gefunden werden, die dem nachhaltigen Schutz der Bodenfruchtbarkeit durch Humusaufbau und der Vermeidung von Erosion dienen. Durch gezielte Bewirtschaftungsformen der Ackerfläche soll der Hochwasserschutz sowie die Regenwasserversickerung gefördert werden. Durch geplante Bewirtschaftung der Wiesen, durch Ackerrandstreifen, Linien- und Trittsteinbiotope, Blühstreifen und Brachflächen können wir viel für die Artenvielfalt tun. Unser Ziel sollte die Ackerflur als gesunde Lebensumgebung für Boden, Pflanzen, Tier und Mensch sein.
Wie eng diese Themen miteinander verflochten sind und wie notwendig es ist, hier neu zu denken, wird derzeit bei den offenen Gesprächen zum „Wiesenbacher Landschaftskonzept“ deutlich.
Und es wird deutlich, welche Verantwortung der Gemeinderat auch in seiner Funktion als Vertretung der Landeigner (die sogenannte „Jagdgenossenschaft“) sowie der Bürgermeister tragen. Denn es gibt viele Chancen aktiv einen gestaltenden Einfluss auszuüben im Hinblick auf eine nachhaltige, Leben-fördernde Landbewirtschaftung in unserer nächsten Umgebung.
Nächster Termin: Mittwoch, 24. Juli um 18 Uhr: Workshop „Wasser und Boden“
Das Bild zeigt Ansätze zur Flur- Bereicherung einer Produktionsfläche
durch einen ehemaligen Feldweg als dauergrünem Linienbiotop,
durch höhenparallele ( leider noch zu schmale) Grünstreifen zur erosionsverhindernden Aufteilung der Fläche (Schlagteilung),
durch die Verbreiterung des Feldweges mit einem Graben und dauerhaftem breitem Grünstreifen ( es fehlen noch Bäume) und
einen Blühstreifen, der mitten im Feld entlang der Bewirtschaftungsrichtung als Linienbiotop besonders für Insekten angelegt wurde.
Ideal wäre es im nächsten Schritt die Bewirtschaftung der aufgeteilten Schläge zwischen sommergrüner und wintergrüner Feldfrucht abzuwechseln, so dass die Ackerfläche jeweils mindestens zur Hälfte bewachsen bleibt. Dies dient dem Boden als Schutz vor Austrocknung oder Erosion und den Tieren als Rückzugsmöglichkeit. Solche Maßnahmen sollten wir auch in Wiesenbach ausbauen.
(AB)
Dieser Beitrag erschien auch in den Gemeindenachrichten (KW 30)
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