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  • VEWK e.V.

Bleibt alles beim Alten, oder werden die gemeindeeigenen Äcker pestizidfrei?

Ein Vereinsmitglied schrieb:

Stellungnahme vom 05.04.2021 zum Entwurf des „Wiesenbacher Landschaftskonzepts“ während der Auslegungsfrist zur Öffentlichkeitsbeteiligung


Zur schriftlichen Veröffentlichung des Landschaftskonzeptes für Wiesenbach nach Ankündigung im Gemeindeblatt möchte ich (…) gerne folgende Gedanken rückmelden:


Als Teilnehmerin an allen öffentlich zugänglichen Veranstaltungen zur Entwicklung des Landschaftskonzeptes (2019) will ich den Verantwortlichen danken, dass Sie diese dialogische Sammlung des Wissens um die Wiesenbacher Natur- Ressourcen im Rahmen von Gesprächsrunden mit Bürgerbeteiligung möglich gemacht haben.

So konnten in vielen gut moderierten Gespräche die thematischen Zusammenhänge von verschiedenen Seiten, in ihren Wechselwirkungen sowie in ihrer historischen Gewordenheit betrachtet werden. Schon die fachlich fundierte Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Natur führte unweigerlich dazu zu begreifen, wie wichtig es ist, dass wir selbst hier in Wiesenbach aktiv Verantwortung für den Schutz dieser Lebensgrundlagen tragen.


Im zweiten Schritt, d.h. bei der Planung konkreter Handlungsoptionen wurde jedoch deutlich, dass Interessenskonflikte zu berücksichtigen sind. Dadurch wurde klar, dass dem Gemeinderat und dem Bürgermeister als Vertreter der Interessen aller Bürgerinnen und Bürger von Wiesenbach eine neue Rolle bei der Prioritätensetzung im Umgang mit Wald, Wiese und Feldflur zukommt. Denn je nachdem, wie diese Prioritäten festgelegt werden, eröffnen sich ganz neue Handlungsmöglichkeiten. Dass die Spielräume hier größer sind als gedacht, ergab sich erst im Verlauf der Gespräche, als deutlich wurde, dass zum einen Landpachtverträge an Naturschutzauflagen gebunden werden können und zum anderen auf Landesebene ein neues Artenschutz-Gesetzespaket einen anderen Umgang mit dem Ackerland anstrebt.

Um diesem zur lokalen Umsetzung zu verhelfen und nicht auf dem bürokratisch-zähen Weg dorthin noch viel Rest-Natur zu verlieren, braucht es den beherzten Gestaltungswillen der Gemeindevertreter. Andererseits ist es günstig, dass die Gemeinde Wiesenbach selbst ein großer Landbesitzer ist. Somit kann durch die gezielte Gestaltung der Landpachtverträge oder die Umgestaltung eigener Flurstücke in Biotope direkt und ohne große Kosten Naturschutz realisiert werden.


Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Klimakrise und der Artenschwund unser menschliches Leben existentiell bedrohen. Und wenn jemand noch meint in Wiesenbach in einer geschützten Blase der Idylle zu leben, so ist dies ein Irrtum, der in Feld und Wald dem aufmerksamen Beobachter deutlich sichtbar wird.

Deshalb muss folgerichtig dem Schutz der Arten und des Klimas die oberste Priorität bei einem zukunftsfähigen Landschaftskonzept eingeräumt werden. Für den Artenschwund gibt es zwei Hauptursachen:

  • der Einsatz von Pestiziden

  • das Fehlen von Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere

Da die Landwirtschaft die Flächen extrem in Anspruch nimmt, muss auch dort, nämlich in der Feldflur, entschieden etwas in diesem Sinne geändert werden.


Aus diesem Grunde bitte ich darum, dass in das Landschaftskonzept von Wiesenbach folgende Punkte aufgenommen werden:


1. Wiesenbach soll eine pestizidfreie Gemeinde werden ( siehe Definition des BUND) und die gemeindeeigenen Flächen sollen nur noch zur pestizidfreien Bewirtschaftung verpachtet werden
2. Die Durchgrünung der Feldflur soll durch konkrete Maßnahmen wie einem Ackerrandstreifenprogramm und Trittstein-und Linienbiotopen auf gemeindeeigenen Flächen (z.B. ehemaligen Wegegrundstücke) direkt begonnen werden. In den Landpachtverträgen sollen entsprechend dem jeweiligen Flurstück geeignete Naturschutzmaßnahmen formuliert werden. (siehe: www.fairpachten.org Naturschutzmaßnahmen wie z.B. der Schutz von Landschaftsbäumen, Feldgehölzen etc.)
3. Das 12-Punkte-Papier des VEWK e.V. zum Wiesenbacher Landschaftskonzept ist ein zusätzlicher pragmatisch-knapper Beitrag, der im Anhang des Landschaftskonzeptes neben den verschiedenen Karten, der Schmetterlingsartensammlung u.ä. weitere Zugangsmöglichkeiten zu den Themen eröffnet und m.E. auch als dazugehörend weitertransportiert werden sollte ( siehe Anhang). Die kurzen Formulierungen von Prioritäten können bei zukünftigen praktischen Fragestellungen, der Evaluation und Weiterentwicklung des Konzeptes Impulse geben und nebenbei gegenüber der EU als Sponsor des Landschaftskonzeptes das bürgerschaftliche Engagement im Entstehungsprozess des Landschaftskonzeptes nachweisen.
4. Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung und Fortentwicklung des Landschaftskonzeptes soll in Wiesenbach durch jährlich wiederkehrende öffentliche Veranstaltungen fest verankert werden. Ziel ist die Stärkung des Bewusstseins für die Schönheit und die Schutzbedürftigkeit unserer Natur in Wiesenbach.

Ob das Landschaftskonzept Wiesenbach gute Früchte zeigen wird, wird sich wohl daran entscheiden mit welcher inneren Haltung man an die Umsetzung geht. Ökopunkte könnten ein schöner Nebeneffekt sein, sollten aber nicht isoliert gesehen den Blick auf die größeren und realistischen Chancen einer verantwortlichen Zukunftsgestaltung verstellen.


Es wäre schade, wenn mit der corona-bedingt späten und nur wenig öffentlich beworbenen Veröffentlichung des aufwendig erarbeiteten und inhaltsreichen Papiers sein Wirkungsgrad beschnitten wäre. In seinem Vorwort formulieren es Bürgermeister (…) und Umweltbeauftragte (…) so treffend: Die Zeit drängt!


(AB)


Blick vom Krähberg Richtung dem Gewann Allmende, im Hintergrund das Neckargemünder Tal" (AB)

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