Die Funktion der Gräben im Umland von Wiesenbach wurde zum Thema beim Stammtisch des VEWK (Verein zur Erhaltung der Wiesenbacher Kulturlandschaft) am 4.12.2017. Besorgte Mitbürger hatten beobachtet, dass durch die veränderte Nutzung von Ackerland Gräben verschwunden waren, die über viele Generationen hinweg unsere Kulturlandschaft prägten.
Welchen Sinn haben diese Gräben?
Sie sind durch das Erfahrungswissen unserer Vorfahren im täglichen Umgang mit der Bewirtschaftung des Landes und den Naturgewalten vor Ort gewachsen. Dadurch haben sie eine optimale Anpassung sowohl an die Formung des jeweiligen Gebietes als auch an die Bodenbeschaffenheit. Ein Graben gewährleistet eine gute Ableitung des Wassers bei Starkregen oder Schneeschmelze und hält gleichzeitig durch seine mit Gras bewachsenen Ränder die ausgewaschene Erde zurück. Der Graben schützt also vor Überschwemmungen, vor Erosion, vor dem Verlust des fruchtbaren Löss und anderer Mineralien. Ganz nebenbei ist ein bewachsener Graben ein wertvolles Biotop für Reptilien, Amphibien, Vögel und das so stark reduzierte Niederwild wie Hasen, Fasane, Rebhühner u.m. Da Gräben derart wertvoll sind, soll man zu ihnen beim Ausbringen von Ackergiften einen Sicherheitsabstand halten. Dies wiederum schützt die Pflanzenvielfalt am Graben und Kräuter, Wiesenblumen und entsprechende Insekten finden dort einen Ort zum Überleben.
Warum verschwinden also in Wiesenbach Gräben, obwohl doch Pflanzenvielfalt, Insektenschutz, Biotopvernetzung, Schutz des Niederwildes, Hochwasserschutz u.ä. erklärte Ziele der Gemeinde und des Landkreises sind? Die Gräben sind bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg mit eigener Grundstücksnummer eingetragen. Wem gehören sie? Wer ist für ihren Erhalt verantwortlich?
Sehr deutlich kann man derzeit in Leimen / Lingenthal beobachten, was passiert, wenn der Schutz der Gräben und die Entwässerung der Felder aufgrund von „Landgewinn“ für den Ackerbau vernachlässigt wurden. Dort muss nach schweren Überschwemmungsschäden der Wasserlauf kostspielig renaturiert werden. Die parallele Landstraße wird im nächsten Jahr monatelang gesperrt sein und dramatische Staus verursachen. Wer wird also dafür bezahlen?
Die angefügten Bilder zeigen...
den jetzt verschwundenen Graben mit Grundstücksnummer 2517 kurz vor dem Hochwasserbecken im Gänsgarten auf einer Aufnahme von Google Earth aus dem Jahr 2009.
Erosionsschäden im Einzugsbereich des obigen verschwundenen Grabens an einer Stelle, wo ein ebenfalls verschwundener Grasweg mit der Grundstücksnummer 2406 zur verschwundenen Verlängerung ( Grundstücksnummer 2387) des auf Bild 1 noch sichtbaren Grabens führte.
(AB)
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